Enrico

Agronomische und qualitative Eigenschaften

ENRICO ist eine weiße, flachrunde Sorte mit kompaktem Laub und schneller Entwicklung für alle Anbauzeiträume außer dem Hochsommer sowohl nördlich als auch südlich der Alpen. Die Erntereife erreicht sie wenige Tage nach den schnellsten Hybriden. Die Abernte im ersten Erntegang fällt ca. 10-20 % geringer aus als bei Hybriden. Die marktfähige Ernte liegt bei 90-100 % des Niveaus von klassischen (fusionsfreien) Hybriden. ENRICO zeigt eine geringe Neigung zum Platzen sowie zur Violettverfärbung.

  • Ergebnisse von Qualitätsuntersuchungen

    ENRICO zeigte nach Bildschaffenden Methoden in fließend und gleichmäßig strukturierten Bildern eine sehr hohe Qualität. Bei den Steigbildern war eine gleichmäßige fließende Verbindung aller drei Bildzonen (Sockel-, Schalen- und Fahnenzone) und keinerlei degenerierenden Merkmale in der Saftalterung zu erkennen. Bei den Kristallbildern von ENRICO waren keinerlei Verdichtungen, also keine Zeichen von fehlender Ausreifung zu erkennen, sondern klar strukturierte Nadelzüge, die eine hohe Formintensität erkennen ließen. Eine klare Zentrumskoordination war gegeben, bei der alle Nadelzüge ohne Unterbrechung von der Mitte bis in den Bildrandbereich verfolgt werden konnten. Sensorisch wurde ENRICO sehr süß, nicht zu stark kohlbetont, mit leichter Rettichschärfe und in sich rund und aromatisch beschrieben. Im Vergleich zu den anderen getesteten Sorten und Linien hatte ENRICO den höchsten Trockensubstanz- und Brixwert.

  • Züchtungsgang

    Ausgangssorten waren die für den Herbstanbau im Jahr 2007 verfügbaren samenfesten Frühsorten TRERO (Roggli) und LOGO (Hild) sowie 17 frühe F1-Hybriden der Züchter Rijk Zwaan, Enza, Roggli, Hild, Takii und Sakata. Der Anbau zur Selektion und die Blüte fanden während der gesamten Entwicklungszeit unter zertifiziert biologisch-dynamischen Bedingungen auf den Flächen der Sativa Rheinau AG statt.

    In einer ersten Sortenkreuzung blühten die 19 Sorten im Sommer 2008 in einer Gesamtzahl von rund 40-50 Pflanzen miteinander ab. Ab Samenernte 2009 wurde die „Mischung“ als eine Population weiterbearbeitet. Der Züchtungsgang war einjährig mit einer Spätherbstselektion. Selektionskriterium war vor allem die schnelle Knollenbildung. Zusätzlich wurde auf aufrechtes, kompaktes Laub und helle Knollenfarbe geachtet. Die angewendete Selektionsmethode war Massenselektion von jährlich rund 300 Knollen in Praxisbeständen von ca. 3.000 Pflanzen. Die Überwinterung erfolgte im tiefen Kasten. Die Selektion gegen Holzigkeit erfolgte durch Anschneiden im Februar direkt vor Auspflanzung im ungeheizten Tunnel zur Abblüte. Die Saatguterträge betrugen rund 20-30g pro Pflanze. Geschmackstests wurden durchgeführt, allerdings wegen zu unterschiedlicher Geschmäcker der Teilnehmer wieder aufgegeben.

    Praxisversuche und Markteinführung erfolgten von Herbst 2014 bis 2016 in italienischen Exportbetrieben. 

    Die Sorte wurde im Jahr 2017 beim Bundessortenamt angemeldet. Nach zweijähriger Registerprüfung erfolgte im Februar 2019 die Zulassung. Die Erhaltungszucht findet durch sativa Rheinau statt. Ebenso obliegen die Organisation der Vermehrung und der Vertrieb des Verkaufssaatguts u. a. der sativa Rheinau AG.


Rechtlicher Status: Seit 2019 durch das Bundessortenamt zugelassen.

Saatgutanbieter: Bingenheimer Saatgut AG, Sativa

Züchter: Friedemann Ebner, Sativa



Sortenbiografie