Amabile

Agronomische und qualitative Eigenschaften
AMABILE ist für Aussaaten von Mitte Februar bis Mitte/Ende März geeignet. Von der Saat bis zur Erntereife benötigen die Pflanzen etwa 100 Tage. Die Pflanzen haben dunkle, halbaufrechte Blätter und sind von mittelhohem Wuchs. Das stark gekräuselte, graugrüne Blatt hüllt sich anfangs um die Blume, deckt die Blumen zur Erntezeit jedoch nicht zu. Die schweren, festen und kompakten Blumen sind stark gewölbt, elfenbeinfarben (nicht reinweiß) und zeigen eine mittlere Höckerbildung. Bei intensiver Sonneneinstrahlung kann auf den nicht gedeckten Blumen eine leichte Gelbfärbung auftreten; in solchen Fällen kann bei einzelnen Blumen auch eine geringfügige Anthocyanfärbung zu sehen sein. AMABILE hat eine gute Toleranz gegen Griesigkeit und einen feinen, milden Geschmack. Das Erntefenster ist kompakt mit Hauptanteil in der 8er Sortierung.

  • Resultate der Qualitätsuntersuchungen

    In Untersuchungen mit Bildschaffenden Methoden wurde AMABILE als qualitativ hochwertige Sorte beschrieben. AMABILE zeigte in den Bildern klare Strukturen mit vorhandener Grundspannung, die sehr lebendig bewegt, differenziert, harmonisch, integriert und zentrumskoordiniert ausgeformt waren. Besonders auffallend war die kräftige, ausbreitende und verbindende Dynamik von AMABILE.

  • Züchtungsgang

    Die Ausgangssorte ist AMBASSADOR, die von der Firma Rijk Zwaan entwickelt wurde und von 1986 bis 2001 unter Sortenschutz stand. Kultursaat-Kollege Martin Hagemann (Bioland) gefiel die Sorte und nahm sich zum Ziel, Elitesaatgut zum Zwecke der Sortenerhaltung zu gewinnen. Von 2002 bis 2008 führte Martin Hagemann mehrere Versuche mittels positiver Massenauslese durch. Die Samengewinnung gestaltete sich allerdings derart schwierig, dass in dieser Phase lediglich zweimal sehr geringe Saatgutmengen erzeugt werden konnten. Beide Partien wurden mit dem Ausgangssaatgut gemischt, was zusammen knapp 5g Saatgut ergab. 

    Zum Jahr 2009 wurde das Projekt von Michiel Groen übernommen. In der biologisch-dynamisch bewirtschafteten Gärtnerei Willmann in Ingersheim (Demeter-Betrieb seit 1975) legte er einen Selektionsbestand an. Die daraus selektierten Einzelpflanzen wurden als Wurzelstecklinge überwintert und waren Grundlage für einen Bestand von Samenträgern im Jahr 2010. Dieser blühte sehr üppig, trug aber keine Samen. Von diesen Pflanzen wurden im Herbst 2010 wiederum Stecklinge gezogen, wovon im Folgejahr (2011) wiederum sieben Pflanzen blühten. Diese Prozedur führte lediglich zu knapp 2g Saatgut. Zur Sortensicherung wurde dann 2013 eine Hochvermehrung durch Per Andersen in der Gärtnerei Spiren (Skælskør, Dänemark, EU-Bio) aus den zwei vorhandenen Partien durchgeführt, nämlich von der Mischung aus 2008 von Martin Hagemann und aus der bescheidenen Samenernte des Jahres 2011 von Michiel Groen. Beide Partien blühten ohne weitere Selektion gemeinsam ab - lediglich zwei gelb blühende Pflanzen wurden entfernt - wurden jedoch separat geerntet. Je Partie wurde die gleiche Pflanzenzahl gepflanzt. Obwohl die Pflanzen sich äußerlich nicht unterschieden, wurden sehr verschiedene Saatgutmengen geerntet: Die Pflanzen aus dem Saatgut aus 2008 brachten 3,1 kg, von den Pflanzen des Saatguts aus 2011 wurden lediglich 1,9 kg Samen geerntet. Dies wurde als ein Hinweis auf eine Inzuchtdepression eingestuft. Daher wurde für die weitere Bearbeitung der Sorte dasjenige Saatgut resultierend aus der Partie von 2008 (Martin Hagemann) verwendet. Eine Stecklingsgewinnung durch Michiel Groen in Ingersheim im Jahr 2016 ist leider misslungen, da die Stecklinge vor dem Umpflanzen bereits kleine Blumen bildeten. Vermutlich waren die Mutterpflanzen bereits vernalisiert, als sie aus dem Boden genommen wurden.

    Im Jahr 2017 wurde von Per Andersen die Aussaat und Stecklingsproduktion vorgenommen, 2018 wurde ausreichend Saatgut für die behördliche Zulassungsprüfung und den Vertrieb geerntet.

    Im Jahr 2019 wurde die Sorte AMABILE nach zweijähriger Registerprüfung vom Bundessortenamt zugelassen. Die Erhaltungszucht findet in der Gärtnerei Spieren statt. Die Organisation der Vermehrung und der Vertrieb des Verkaufssaatguts obliegen u. a. der bingenheimer saatgut.


Rechtlicher Status: Seit 2019 durch das Bundessortenamt angemeldet

Saatgutanbieter: Bingenheimer Saatgut AG

Züchter: Michiel Groen



Sortenbiografie