Arique

Agronomische und qualitative Eigenschaften

Arique ist eine determinant wachsende Paprika, für den Freilandanbau. An den schlanken Büschen mit offenem Wuchs reifen ab August feuerwehrrote Spitzpaprika von ca. 10 cm Länge. Neben der Frühzeitigkeit und den zahlreichen Früchten pro Pflanze zeichnet sich die Sorte durch ein kräftiges, aber nicht hervorstechendes Paprikaaroma aus, das harmonisch mit einer milden Süße zusammenspielt. Diese Mischung macht Arique besonders bei Kindern sehr beliebt. Die Früchte sind durch ihre dünne Fruchtwand und kleine Plazenta eher leicht, daher kommen die Pflanzen meist bis zum Ende ohne Stütze zurecht. Dies macht den Anbau wenig arbeitsintensiv.

Bei einer Aussaat Ende März, können die getopften Jungpflanzen ab Mitte Mai (wie Kohl) gesetzt werden, altgedüngte Böden werden gut angenommen, Dammanbau oder gemulchte Beete haben sich als tauglich erwiesen. Die Dammflanken können maschinell gehackt werden, solange die Überfahrt möglich ist – ähnlich der Kultur von Kohl. Nach dem Anwachsen muss in beiden Systemen nicht öfter gegossen werden als für Kohl. Die beste Pflege ist regelmäßige Ernte der roten Früchte; ein Ausbrechen ist nicht nötig. Die Sorte neigt nicht zur Alternanz, sodass bei regelmäßiger Nachdüngung ab Erntebeginn zügiges Durchwachsen und Weiterblühen mit Früchten bis zum Frost zu erwarten sind.

Von der Schwestersorte Fritz unterscheidet sich Arique durch eine frühzeitigere Fruchtreife, eine deutlich spitzere Frucht mit dunklerem Rot sowie dem süß-fruchtigen Geschmack.

  • Ergebnisse aus dem Versuchsanbau

    Noch während des Züchtungsganges fand ein kleiner Versuchsanbau verschiedener Zuchtlinien bei Züchterkollegen in Bingenheim statt. Seitdem essen ihre Kinder bei Paprika nur noch Arique.

    Die Sorte überzeugte selbst unter schwierigen Bedingungen im Versuchsanbau der Sativa Rheinau AG in der kiesigen Rheinschleife als robuste, pflegeleichte und leckere Freiland-Snackpaprika. 

  • Ergebnisse von Qualitätsuntersuchungen

    Im August 2023 fand eine Untersuchung mit den Bildschaffenden Methoden statt. Die Sorte Arique (damals noch „Arik“ genannt) wurde wie folgt charakterisiert:

    „Beim Vergleich mit der Sorte Fritz, der neben den durchwegs positiven Bildmerkmalen auch eine ausgeprägte Stabilität über alle Konzentrationsbereiche abbildete, ist die kraftvoll ausbreitende Dynamik von „Arik“ I auf einem etwas geringeren Niveau und verliert die Prägnanz der Nadelzüge bei den höheren Konzentrationen der Kristallbilder und die Aufrichtung und Präsenz der Fahnenzone bei den Steigbildern. Die Zuchtlinie „Arik“ II (heute Arique) erreichte die gleiche hohe Qualität wie die Sorte Fritz

    Alle untersuchten Varianten zeigten eine sehr hohe Produktqualität. Keine der Paprika bildeten Merkmale von Unreife ab, sondern eine hoch differenzierte fruchtartige Ausreifung. Insbesondere Gleichmäßigkeit, Grundspannung, ausbreitende Dynamik und koordinierte, fließend verbundene Strukturen konnten bei allen Varianten erkannt werden.“

  • Züchtungsgang

    Die Ausgangssorte zur Züchtung von Arique sowie etlicher verschiedener Freiland-Snackpaprika in unterschiedlichen Farben war die Sorte Sweet Bite Ophelia. Das Saatgut stammte vom Betrieb Ochsenherz in Österreich. Im Rahmen eines gärtnerischen Anbaus zur Sortensichtung des damals neuen Segments Snackpaprika fanden spontane Einkreuzungen in die Mutterlinie Sweet Bite Ophelia statt. Potenzielle Väter finden sich in den fünf weiteren Sorten der Sichtung: Ferenc Tender, Paradeisfrüchtige, Oro, Red Million Bell, Yellow Million Bell.

    Eines der übergeordneten Ziele der Freilandsnackpaprikaentwicklungen Fritz, Lucia und Arique war es, der Praxis die Möglichkeit zu eröffnen, Paprika aus den Gewächshäusern ins Freiland zu holen und den geringeren Fruchtertrag durch deutlich geringeren Aufwand zu kompensieren. Die Anfänge von Arique sind dieselben wie die seiner Geschwisterlinien Fritz und Lucia. Allerdings traten die ersten feuerwehrroten Früchte an den anfangs überlangen dünnen Ästen erst nach vier Jahren laufender Züchtung zum ersten Mal auf.

    Im Jahr 2013 sprach alles für eine ungeplante Kreuzung zwischen den Zuchtlinien handelte, und somit hätten diese Pflanzen sofort verworfen werden müssen. Dank des leuchtenden Feuerwehrrot, der tanzenden Eleganz der langen, filigranen Äste im Wind (wenn auch gepaart mit ihrer Brüchigkeit) sowie der unbändigen Wuchskraft und Vitalität unter jeglicher Anbaubedingung blieben sie im Züchtungsgang aus hauptsächlich ästhetischen Erwägungen. 

    Kein Argument war zu diesem Zeitpunkt der Geschmack, denn der war in den ersten Generationen noch unangenehm. Da gibt es nichts zu beschönigen. Nur durch immer größere Bestände und auf dieser Grundlage konsequent durchselektierter Pflanzen konnten im Laufe der Generationen Einzelpflanzen gefunden werden, die Aroma und Süße aufwiesen und deren Haut ohne Säure war. Nur mit diesen Pflanzen wurde weitergearbeitet und auf einen robusteren Habitus bei gleichzeitig früher Fruchtreife selektiert. Die sehr rasche Jungpflanzenentwicklung war bereits gegeben und wurde gerne weiter erhalten. Da sich im Laufe der Generationen zeigte, dass die Arbeit mit Einzelpflanzen-Nachkommenschaften noch nicht zu der erwünschten Einheitlichkeit in so komplexen Merkmalen wie Habitus und Geschmack führte, wurde ab 2019 mit Einzelfrucht-Nachkommenschaften gearbeitet. Die Größe des Selektionsbestandes weitete sich stetig aus, von zunächst 40 m² inklusive Isolationsabständen zwischen den Parzellen auf zuletzt 100 m². Durch dieses Vorgehen konnte schließlich 2023 die Sortenreife erreicht werden, die dann 2025 zur Sortenzulassung und Sortimentsaufnahme bei Sativa Rheinau führte. 

    Der Züchtungsgang fand seit dem Beginn 2013 bis zum letzten Selektionsjahr 2023 auf den traditionell biologisch-dynamisch gepflegten Flächen des Ralzhofs statt. Die erste Saatgutvermehrung erfolgte dann in der ebenfalls langjährig biologisch-dynamisch bewirtschafteten Oldendorfer Saatzucht zwischen Bremen und Bremerhaven. Es war sehr erfreulich zu beobachten, dass auch dort eine Fruchtreife ab August einsetzte.

    Die Sorte wurde im Juni 2025 als Amateursorte gemäß Richtlinie 2009/145/EG vom Bundessortenamt zugelassen. Die Erhaltungszucht findet durch Iris Attrot statt. Die Organisation der Vermehrung und der Vertrieb des Verkaufssaatguts obliegen u.a. der Sativa Rheinau AG.


Rechtlicher Status: Arique wurde im Juni 2025 vom Bundessortenamt als Amateursorte gemäß Richtlinie 2009/145/EG mit der Kennung PPR 114 zugelassen.

Saatgutanbieter: Sativa Rheinau

Züchterin: Iris Attrot



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