Kultursaat - Newsletter August 2018


Liebe Leserinnen und Leser,

auch bei lähmend heißen Temperaturen in diesem Sommer ging die Arbeit in den Kultursaat-Zuchtgärten voran. Nach einem gelungenen Initiativkreis-Sommertreffen auf den drei Züchtungsstandorten Waldhof (Kassel) (s. Foto oben), Walsegarten (Vatterrode) und bei Wedemeyers (Sudershausen) fanden auch wieder Züchtungs- und Sortentage gemeinsam mit der bingenheimer saatgut AG statt, dieses Jahr erstmalig in Bingenheim. Nicht zuletzt dank der hervorragenden Vorbereitung wird diese Veranstaltung den Teilnehmenden und uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben.

Auch trafen sich in den vergangenen Wochen die Fachgruppen zu Gurke, Chinakohl, Salat und Tomate jeweils auf einem Züchtungsstandort, um miteinander das Vorwärtskommen zu evaluieren.

Wir wünschen Ihnen eine gute spätsommerliche Lektüre.

Das Kultursaat-Team



Züchtungs- und Sortentage 2018


Am 1. und 2. August kamen Akteure aus Anbau, Handel, Politik und Forschung in Bingenheim zusammen, um gemeinsam die verbindende Vision weiterzuentwickeln: die langfristige Realisierung eines eigenständigen Ökolandbaus auf der Grundlage biodynamischer und ökologischer Saatgutarbeit.


Züchtungs- und Sortentag 2018

 

Auch die neue Brokkoli-Sorte Rasmus war auf dem Züchtungs- und Sortentag zu sehen. (Foto: Michael Osterhaus)


Staatsministerin Priska Hinz eröffnete mit anerkennenden Worten das Programm: „In der Mitte Hessens präsentiert sich mit dieser Veranstaltung ein starkes Netzwerk derjenigen, die mit der klassischen Kreuzungs- und Selektionszüchtung arbeiten.“ – Damit nahm sie nicht zuletzt auch Bezug auf das kurz vorher veröffentlichte und lang erwartete EuGH-Urteil zu den neuartigen Gentechniken wie CRISPR/Cas.


Bei hochsommerlichen Temperaturen konnten die Besucher neuentwickelte Sorten und Zuchtlinien zahlreicher Gemüsekulturen wie Zucchini, Rote Bete oder Lauch auf dem Feld begutachten. Die anwesenden Züchterinnen und Züchter gaben in Führungen oder persönlichen Gesprächen Einblicke in die Herausforderungen und Erfolge der biologisch-dynamischen Züchtung. Weitere Informationsmöglichkeiten und Gelegenheiten zum Austausch boten Fachvorträge (etwa zu Patenten im Pflanzenzüchtungsbereich oder zu neuer und alter Gentechnik), Verkostungen, Rundgänge durch Abteilungen der Bingenheimer Saatgut AG sowie Infostände. Als besonders inspirierend wurde das internationale Dialogforum erlebt, bei dem Großhandelsvertreter aus Italien, den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland mit Besuchern über mögliche Lösungsansätze für eine erfolgversprechende Kundenkommunikation diskutierten. Mögen die vielen Impulse dieser Veranstaltung immer mehr ökologisch gezüchteten Sorten auf die Felder, in die Ladenregale und schließlich auf die Teller verhelfen!

Die gesamte Pressemitteilung können Sie hier lesen.



Kampf gegen Weltkonzerne


"Nach der Fusion von Bayer und Monsanto bieten wir quasi die einzige Alternative an Saatgut", ist Christina Henatsch überzeugt. Sie ist Züchtungsforscherin auf Gut Wulfsdorf in Ahrensburg bei Hamburg. Dort hat sie bereits bei mehreren Kulturen Sorten entwickeln können, etwa die Möhren Fine und Solvita, Kopfsalat Lucinde, Mangold Rainbow (eine "bunte Mischung" aus verschiedenen Farbtypen) oder Gourmet-Brokkoli Rasmus. Zahlreiche Zuchtlinien sind noch in der Entwicklung.


Hybridsorten sind im konventionellen und teilweise auch im ökologischen Anbau weit verbreitet. "Aber das sind Einwegprodukte, Pflanzengruppen, die sich nicht weiterentwickeln", so Henatsch. "Und deshalb ist nach den reihenweisen Zusammenschlüssen der konventionellen Züchterhäuser zu wenigen Konzernen weltweit die Vielfalt auf unserem Teller gefährdet".

Der NDR strahlte am 22. August 2018 in der Reihe Schleswig-Holstein Magazin einen knapp dreiminütigen Beitrag mit der engagierten Züchterin aus. Hier kann er angesehen werden.


Züchterin Christina Henatsch

 



Knoblauch von Viren befreien


Auch wenn Knoblauch in vielen Küchen Deutschlands zuhause ist, wird er hierzulande nur wenig angebaut. Ein Hauptgrund dafür ist die schwierige Gesundhaltung der Knoblauchpflanzen, besonders bezüglich Viruskrankheiten.


 


Um Auswege zu finden, startete Herbst 2016 im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Projekt: „Entwicklung von Verfahren zur Reduzierung virusbedingter Qualitätsmängel bei Züchtung und Vermehrung von Knoblauchpflanzgut“ zusammen mit Bioland und dem Julius Kühn-Institut. Auf dem Kultursaat-Standort von Sonja Lange (Lindewerra) und dem Bioland-Standort Lohmannshof (Dörverden) wurden aus 20 geprüften Sorten und Herkünften insgesamt 10 ausgewählt, die sich als widerstandfähig zeigten.


Nun werden sie zwei weitere Jahre in den anbaurelevanten Eigenschaften begutachtet und in ihrer Virusdynamik untersucht. Dabei werden auch neue Methoden wie die Warmwasserbehandlung der Zehen oder das Kultivieren der Brutzwiebeln getestet. Ziel des Projektes ist es, robuste Sorten zu identifizieren, und Kenntnisse über Symptome, Übertragungswege und langfristige Gesunderhaltung von Knoblauchsorten zu erhalten.



Termine

Wintertreffen des Initiativkreises


Freitag, den 16. bis Sonntag, den 18. November in Fleckenbühl, Hessen


Der Initiativkreis für Gemüsesaatgut aus biologisch-dynamischem und organisch biologischem Anbau trifft sich jährlich zweimal, nämlich einmal im Sommer und einmal im Winter. Im November 2018 findet die Zusammenkunft auf Hof Fleckenbühl (nahe Marburg) statt. In die Veranstaltung eingebettet sind am Freitag die Hauptversammlung von bingenheimer saatgut AG und am Samstag die Mitgliederversammlung von Kultursaat e.V.

 

 


Saatguttagung der Zukunftsstiftung Landwirtschaft


Samstag, den 26. Januar 2019 in Kassel


Pflanzen zu züchten, die den verschiedenen Ansprüchen von Seiten der Anbauer*innen, Verarbeiter*innen und Verbraucher*innen gerecht werden, ist eine wahre Kunst und bedarf einer engen Kooperation entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Wie dies gelingen kann, wird am 26. Januar 2019 auf der jährlich stattfindenden Saatguttagung im Anthroposophischen Zentrum diskutiert. Anmeldung über die Zukunftsstiftung Landwirtschaft.