Kultursaat - Newsletter Dezember 2017


Liebe Leserinnen und Leser,

aus den warmen Stuben hinaus in die Kälte blickend, können wir an diesen adventlichen Tagen über das zu Ende gehende Jahr nachsinnen... Bei Kultursaat schauen wir auf ein ereignisreiches Jahr zurück. 2017 wurden sechs Neuzüchtungen ins behördliche Sortenregister eingetragen, vier nach erfolgreich abgeschlossener Registerprüfung und zwei als sogenannte Amateursorten gemäß Richtlinie 2009/145/EG. Weitere 12 Kandidaten befinden sich im Anmeldeprozess. Aktuelle Beiträge zu unseren Aktivitäten finden Sie das ganze Jahr über auf unserer Website.

Kultursaat leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität! Lesen Sie nachfolgend mehr über unsere Auszeichnung im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Außerdem erfahren Sie in diesem Newsletter, was wir unternehmen, damit die bekannte Möhrensorte Rodelika ihren typischen Geschmack über die Jahre behält - das ist nämlich nicht selbstverständlich. Wir stellen Ihnen auch kurz die Initiative Sembrar Eco vor, die sich zum Ziel gesetzt hat, eine unabhängige Bio-Saatgut-Versorgung für Argentinien aufzubauen.

Falls er sie noch nicht erreicht hat, empfehlen wir Ihnen den Infobrief des Saatgutfonds, in dem u.a. die Sonnenblumenzüchtung in Rheinau an die spätsommerliche Sonne erinnert.

Wir wünschen Ihnen eine freudvolle, friedliche Weihnachtszeit.

Das Kultursaat-Team




Kultursaat, ein Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt


Zum feierlichen Abschluss unserer Mitgliederversammlung am 18. November 2017 in Fleckenbühl war Jörg Hütter vom Demeter e.V. Überbringer der frohen Kunde und einer Urkunde: Kultursaat e.V. wurde im Rahmen der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet!


Diese Würdigung wird an Projekte und Akteure verliehen, die sich in nachahmenswerter Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen. Die Züchterinnen und Züchter von Kultursaat haben in ihren Zuchtgärten bereits über 80 samenfeste Neuzüchtungen bei Gemüse entwickelt. Etwa 300 laufende Züchtungsforschungsprojekte sind Grundlage für die Entwicklung weiterer biologisch-dynamisch gezüchteter Sorten. In diesem Sinne leistet Kultursaat einen Beitrag zum Erhalt der Vielfalt in unseren Gärten und ist Pfeiler einer zukunftsfähigen Ernährungssicherung. Diese Leistung der Kultursaat-Züchterinnen und -Züchter überzeugte die Jury.

 

Kultursaat-Arbeit als nachahmenswertes Projekt ausgezeichnet!



Die Auszeichnung zum UN-Dekade-Projekt findet im Rahmen der Aktivitäten zur UN-Dekade Biologische Vielfalt statt, die von den Vereinten Nationen für den Zeitraum von 2011 bis 2020 ausgerufen wurde. Ziel dieser internationalen Dekade ist es, den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Dazu strebt die deutsche UN-Dekade eine Förderung des gesellschaftlichen Bewusstseins in Deutschland an - gern helfen wir dabei nach Kräften weiter mit!




Wie bleibt eine Möhre lecker?

 


Seit mehr als 25 Jahren gibt es die Möhrensorte Rodelika. Was bei Äpfeln und Kartoffeln die Regel ist, zeigt sich bei Gemüse als Ausnahme: Rodelika hat sich einen Namen gemacht und ist bei zahlreichen Kunden von Bio-Lebensmitteln bekannt. Auf Saftflaschen und Babybrei-Gläschen ist die Sorte zu entdecken. Dies verdankt sie nicht zuletzt ihrem hervorragenden Geschmack.

Damit Rodelika als Saatgut und schließlich als Gemüse mit den sortentypischen, besonderen Eigenschaften über die Jahre hinweg angeboten werden kann, ist eine fortlaufende Arbeit nötig, die sogenannte Erhaltungszucht. Zu diesem Zweck wird jedes Jahr auf dem Dottenfelderhof in Bad Vilbel ein Auslesebestand angebaut, aus dem nur die geschmacklich besten Rüben der äußerlich unversehrten, abgestumpften und sortentypisch leicht konischen Besten als Samenträger für die Hochvermehrung ausgewählt werden.


 


Bei der Selektion wird zunächst vor allem auf Feldgesundheit, Ertrag, gleichmäßig intensivorangene Durchfärbung und Glattschaligkeit geachtet. Damit auch der für Rodelika typische, kräftig-markante Geschmack erhalten bleibt, wird jede einzelne vorselektierte Möhre vom Züchter mit seinem Team verkostet. Von über 1.000 Möhrenexemplaren wird jeweils ein Stück im unteren Rübenviertel abgeschnitten und geschmacklich geprüft. Das ist sehr aufwändig. Nur die für gut befindenden, leckersten Einzelmöhren werden im nächsten Frühjahr - mit abgeschnittener Spitze - wieder gepflanzt und zur Samenreife gebracht. Aber die Mühe lohnt sich: Rodelika ist nach wie vor ein Geschmackserlebnis.




Auch Argentinien braucht eine unabhängige Bio-Saatgut-Erzeugung!


Durch den Einfluss multinationaler Agrarkonzerne wie Monsanto und Syngenta haben sich in den vergangenen Jahrzenten riesige Landstriche Argentiniens in industriell bewirtschaftete Monokulturen verwandelt. Inmitten dieses sozialen und ökologischen Desasters erwacht gegenwärtig ein Bewusstsein für eine nachhaltige Form der Landwirtschaft. Aufkeimenden, zukunftsweisenden Initiativen fehlt jedoch eine entscheidende Grundlage: ökologisch erzeugtes Saatgut nachbaufähiger Sorten.

Einige Bäuerinnen und Bauern haben begonnen, ihr Saatgut selbst zu gewinnen. Weil aber das Handwerkszeug und Wissen der Saatgutvermehrung nicht bekannt sind, ist die Saatgutqualität mangelhaft und unzuverlässig. Unter dem Dach des biologisch-dynamischen Vereins in Argentinien ist aktuell die Saatgutinitiative Sembrar Eco in Aufbau. Die Initiative möchte:

  • eine Bestandsaufnahme lokaler nachbaufähiger Sorten durchführen,
  • Bäuerinnen und Bauern in ökologischer Saatgutvermehrung schulen,
  • ein Netzwerk von Saatgutvermehrern etablieren und
  • ein gemeinwohlorientiertes Unternehmen zur Vermarktung ökologischen Saatguts aufbauen.

 


Einer der Initiatoren, Alex Edleson, hat 2015/16 die Fortbildung von Kultursaat absolviert und auf zwei Kultursaat-Standorten mitgearbeitet, um sich Fachwissen und praktische Erfahrungen in der biologisch-dynamischen Gemüsezüchtung und Saatgutvermehrung anzueignen. Für das erste Projektjahr 2018/19 wird eine Anschubfinanzierung von 40.000 € benötigt.

Helfen Sie mit Ihrer Spende, den Bäuerinnen und Bauern Argentiniens ökologisches Saatgut aus samenfesten Sorten in die Hand zu geben!

 


gooding - für Kultursaat


Wer noch Geschenke online bestellen möchte, kann das mit einer finanziellen Unterstützung für unseren Verein kombinieren, nämlich über das Spendenportal gooding: Bevor Sie auf den gewünschten Onlineshop gehen, machen Sie einen Umweg über die Internetseite www.gooding.de. Dort wählen Sie Kultursaat e.V. als zu unterstützenden Verein und lassen sich zum gewählten Onlineshop weiterleiten. Zwischen 5 und 17 % des Einkaufspreises werden uns gespendet. Dafür müssen Sie selbst keinen zusätzlichen Cent bezahlen! Ein kleiner Beitrag, der sich für uns lohnt.




Termine

Saatgut-Tagung

Die Tagung unter dem diesjährigen Titel "Was uns ernährt - Beiträge der ökologischen Pflanzenzüchtung" findet am 27. Januar 2018 statt und richtet sich damit an Fachpublikum wie auch an interessierte Laien. In Vorträgen und Arbeitsgruppen werden aktuelle Themen aus dem Bereich ökologischer und biologisch-dynamischer Pflanzenzüchtung behandelt. Tagungsbeitrag 35 €, Anmeldung bis zum 24. Januar über die Zukunftsstiftung Landwirtschaft.

 


BioFach

Mittwoch, den 14. bis Samstag, den 17. Februar 2018, Nürnberg. Auf der weltweit größten Fachmesse für Bio-Lebensmittel wird Kultursaat sowohl auf der Sonderausstellung "Bio von Anfang an" am Eingang als auch am Stand 311 in Halle 7 vertreten sein.