Kultursaat - Newsletter Oktober 2015


 

Liebe Förderer, Interessierte, Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser,

 

der Herbst ist da, mit spürbar kühleren Nächten, bunt leuchtenden Blättern, prächtigen Früchten… Auf unseren Züchtungsstandorten stehen letzte Fachgruppen-Treffen, Bonituren, Ernten und „winterfest machen“ an. Und für die Finanzierung der Forschungs- und Entwicklungsprojekte werden Förderanträge gestellt und Berichte verfasst.

 

Seit unserem letzten Newsletter gab es verschiedene Vororttermine, zu denen wir uns mit Praxisakteuren, Beratern, Wissenschaftlern und weiteren Interessierten über unsere Ansätze und Sorten ausgetauscht haben – darüber möchten wir im Folgenden berichten.

 

Viele Grüße aus Bingenheim

 

Das Kultursaat-Team

 

 

PS: Das Foto ganz oben (sog. Teaser) zeigt die herbstliche Stimmung zurzeit in Bingenheim. Darauf sind einige der – sehr engagierten – Teilnehmer_innen unserer Züchtungsfortbildung zu sehen, die vergangenes Wochenende den Radicchio-Acker von Kornelia Becker (in der Mitte mit grünem Oberteil) besuchten.

 

 


Sommer-Initiativkreis-Treffen

 

Die Luft war nordisch-frisch, der Empfang warm! Vom 17. bis 19. Juli traf sich der Initiativkreis für Gemüsesaatgut aus biologisch-dynamischem Anbau erstmalig auf dem Christiansen‘s Hof in Esperstoftfeld, Schleswig-Holstein. Auf diesem Bioland-Betrieb hat der 2010 gegründete saat:gut e.V. seinen Sitz. Wir durften uns über deren Erwerbsanbau und Züchtungsaktivitäten mit Schwerpunkt Blumenkohl und Brokkoli informieren. Trotz sandiger Böden schaffen es Heinz-Peter Christiansen und sein Team, prächtig-grüne Kohl-Pflanzen zu kultivieren. Auch das Projekt apfel:gut konnten wir kennen lernen und so Eindrücke über einen ganz anderen Züchtungsbereich gewinnen. Besonderes Augenmerk liegt dort auf Resistenzen gegenüber Schorf, Mehltau und Obstbaumkrebs. Die neuen Sorten sollen möglichst robust sein, um den Kupfereinsatz gegen den genannten Krankheiten minimieren zu können. Neben den bekannten Mitgliedern des Initiativkreises bereicherten dieses Treffen auch neue Interessierte aus Handel und Anbau.

 


Verschiedene Kultursaat-Zuchtlinien und -Sorten wurden mit Hybriden im Vergleich angebaut und zur Begutachtung auf dem Christiansen’s Hof ausgelegt.





 


Aufgeschnittene Kohlköpfe zur Beurteilung der Innenqualität auf dem Züchtungs- und Sortentag. (Foto/Copyleft: Marek Thielemann)



Züchtungs- und Sortentag

 

Seit 2006 laden Kultursaat und Bingenheimer Saatgut jährlich zum Züchtungs- und Sortentag ein, um mit Anbauern und Handelsvertreter in Austausch zu kommen. Am 26. August war es wieder so weit: Auf Hof Großholz (bei Eckernförde) stand eine beachtliche Vielfalt an Sorten und Zuchtlinien zur Begutachtung bereit. Die vorgestellten Sorten trafen auf reges Interesse – ebenso wie die professionellen Pflegearbeiten mit Pferden, die von erfahrenen Mitarbeitern des Hofes liebevoll durchgeführt werden. Etwa 120 Teilnehmer_innen waren gekommen, mehr als je zuvor.

Wir freuen uns über die steigende Zahl der ökologisch gezüchteten Sorten (u.a. 71 Kultursaat-Sorten, Stand 12.10.2015) und natürlich auch darüber, dass sie zunehmend in der Praxis Verwendung finden. Allerdings betonte Michael Fleck in Großholz einmal mehr: „Vor vierzig Jahren wurden die ersten Hybridsorten entwickelt, deren Dominanz im heutigen Gemüsesortiment Fakt ist. Um die Jahrtausendwende wurden bei Kohl CMS-Hybriden [cytoplasmic male sterility] eingeführt, die wegen der damit verbundenen Zellfusionsverfahren im verbandsorganisierten Ökolandbau nicht verwendet werden dürfen. Und jetzt sind die sogenannten „neuen Techniken“ der Züchtungsindustrie auf dem Vormarsch. Ob Oligonukleotid gesteuerte Mutagenese (wie beim Raps der Firma Cibus) oder Zinkfinger Nukleasen… die auf diese Weise vorgenommenen Genmanipulationen sind im Endprodukt nicht nachweisbar, aber sie greifen empfindlich unterhalb der Zellebene ein. Sie sind mit den Prinzipien der Ökolandwirtschaft und Ökozüchtung nicht vereinbar!“

 

 


 

Die Erwartungen an Brokkoli sind zahlreich - diese wurden beim Workshop am 29. September in Hohenheim diskutiert.


 

Herrliches Herbstwetter beim Brokkoli-Workshop in Hohenheim


Brokkoli-Workshop

 

Samenfest, lecker und gesund – so soll der Brokkoli für den Ökolandbau sein! Durch das Verbot von CMS-Hybriden im Verbandsbiobereich (z.B. Demeter, Bioland, Gäa, Naturland) wurde die Sortenauswahl an Brokkoli für die Praxis deutlich eingeschränkt. So hat sich Kultursaat der Entwicklung neuer samenfester Brokkolisorten aus langjährig bearbeiteten Zuchtpopulationen und bestehenden, „alten“ samenfesten Sorten angenommen. Seit Herbst 2011 laufen die Brokkoli-Aktivitäten der Kultursaat-Züchter Christina Henatsch und Thomas Heinze in einem Kooperationsprojekt mit der Universität Hohenheim. In diesem Rahmen tauschen sich Vertreter aus Anbau- und Züchtungspraxis, sowie Vertreter von Forschung und Beratung regelmäßig aus. Am 29. September fand ein solches Treffen in Hohenheim statt. Am Feldrand in Kleinhohenheim aber auch anhand von Proben vom beteiligten Praxisbetrieb Reyerhof (C. Simpfendörfer) wurde intensiv diskutiert. „Im Vergleich zu dem, was wir vor zwei Jahren gesehen haben, lässt sich da schon mit dem einen oder anderen arbeiten“, waren sich Christoph Simpfendörfer und seine Kollegen einig. Deshalb soll der probeweise Praxistest einzelner Brokkoli-Zuchtlinien in den nächsten Jahren ausgebaut werden.


Termine

 

Winter-Initiativkreis-Treffen

 

Vom 20. bis zum 22. November werden wir auf dem Bauckhof in Amelinghausen im Rahmen des Winter-Treffen des Initiativkreises zusammen kommen. Am Samstagvormittag wird unsere jährliche Mitgliederversammlung stattfinden, zu der Sie herzlich eingeladen sind – neben Mitgliedern sind auch Gäste willkommen!